Die Nutzung von E-Scootern wurde in Deutschland mit der „Verordnung über die Teilnahme von Elektrokleinstfahrzeugen am Straßenverkehr und zur Änderung weiterer straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften“ legalisiert. Die Verordnung ist im Juni 2019 in Kraft getreten. Befürworter sehen hiermit eine Chance eine Verkehrswende zu ermöglichen: Man hofft auf weniger Stau in Großstädten und einen Rückgang der Parkplatzprobleme. Außerdem können gerade kurze Strecken mit einem Elektroroller schnell zurückgelegt werden. Ein Führerschein ist hierfür bisher nicht erforderlich.
Kritiker fürchten eine Erhöhung von Elektro- und Plastikschrott durch die kurze Haltbarkeit einiger Modelle. Zudem sehen sie eine Gefahr für die Verkehrssicherheit. Medien berichteten bereits über einige schwere Unfälle. E-Scooter Anbieter, wie Tier, haben sich hierzu bereits bei n-tv geäußert und relativiert: Es seien bei deutlich mehr als vier Millionen Fahrten mit Tier-Rollern in Europa bislang nur 37 ganz überwiegend leichtere Unfälle bei dem Unternehmen registriert worden. Welche Rolle E-Scooter im deutschen Verkehr tatsächlich künftig spielen werden, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Der Trend führt jetzt jedoch bereits zu einem umkämpften Markt bei den E-Scooter Anbietern.
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E-Scooter kaufen oder mieten?
Wer das Trend-Gefährt kaufen möchte, findet bereits viele E-Scooter Anbieter. Sowohl der Einzel- als auch Versandhandel bieten zahlreiche Modelle an. Während einige Modelle bereits für unter 400 Euro verfügbar sind, liegen andere bei mehr als 1.000 Euro. Vor allem Akkulaufzeiten, Fahrperformance und Reichweite können sich deutlich unterscheiden. Viele Nutzer wollen jedoch weder hohe Anschaffungskosten noch einen Wartungsaufwand auf sich nehmen. Wichtig ist außerdem, nur E-Scooter zu nutzen, die auch tatsächlich zugelassen sind. Wie der NDR jedoch berichtet, erfüllen viele auf dem Markt erhältlichen Modelle die Voraussetzungen nicht. Gegen einen Kauf entscheiden sich interessierte Nutzer außerdem häufig, weil sie an der Haltbarkeit der Fahrzeuge zweifeln. Deshalb werden immer häufiger Sharing-Angebote genutzt.
Sharing-Angebote per App
Einige Wochen nach dem Inkrafttreten der Verordnung zeigt sich, dass Sharing-Anbieter versuchen, die Straßen von deutschen Großstädten mit ihren E-Scootern zu erobern. Die bisherigen Sharing-Systeme per App sind vergleichbar in ihrer Anwendung: Zur Nutzung muss zuerst die entsprechende App heruntergeladen, über die Telefonnummer ein Account angelegt und eine Mailadresse hinterlegt werden. Die App zeigt auf einer digitalen Karte die verfügbaren E-Scooter in der Umgebung an. Obwohl laut Bundesverkehrsministerium das Mindestalter für die Nutzung bei 14 Jahren liegt, sind E-Scooter Anbieter hier wesentlich strenger: So verlangen beispielsweise Tier, VOI, Circ und Lime die Bestätigung, dass der Nutzer volljährig ist.
Zahlungsmethode und Kosten für E-Scooter Anbieter per App
Bei den Bezahlvarianten ist hauptsächlich die Kreditkarte gängig. Weitere Varianten, wie PayPal und Debitkarte, werden vereinzelt angeboten.
Der App-Nutzer kann sich über die Standortsuche ein Fahrzeug auswählen. Die Kosten bestehen dann einmal aus dem Entsperren des Fahrzeugs (in der Regel ein Euro) und anschließend einer Nutzungsgebühr je Minute (in Berlin derzeit: 0,15 Euro/Minute). Die Nutzungsgebühr je Minute variiert je nach Großstadt. Bei dem Anbieter VOI wirken sich auch die Nachfrage, Tages- und Uhrzeit auf den Preis aus. Die Preisgestaltung scheint jedoch bei den Anbietern noch nicht final zu sein und kann sich daher verändern. Den jeweils aktuellen Preis findet der Nutzer in der App. Meist an der Lenkstange findet sich ein QR-Code, der gescannt werden kann. Das Fahrzeug wird damit entsperrt. Die Fahrt kann nach dem Abstellen des E-Scooters wieder über die App beendet werden. Damit die E-Scooter auch aufgeladen sind, werben E-Scooter Anbieter, wie zum Beispiel Lime sogenannte Juicer an. Sie können durch das Aufladen der Fahrzeuge Geld verdienen.
Bereits tausende E-Scooter in deutschen Großstädten
Das Beratungsunternehmen Civity Management Consultants hat bereits Ende Juni eine erste Analyse veröffentlicht und stellt fest, dass E-Scooter Anbieter vor allem um Deutschlands Großstädte kämpfen. Hier scheint die Nachfrage besonders groß zu sein. In Hamburg sind laut Medienberichten Mitte Juli bereits vier Anbieter mit insgesamt über 2.000 E-Scootern aktiv. Und auch in Berlin sind beispielsweise fünf Anbieter aktiv: Circ, Lime, Tier, VOI und Ufo. Der Tourismus dürfte dabei eine Rolle spielen, denn die Analyse zeigt, dass die Nachfrage besonders in touristischen Stadtteilen besonders hoch ist. Der Markt ist jedoch dynamisch und verändert sich praktisch täglich: In immer mehr Städten sind die Dienste verfügbar und auch mittelgroße Städte rücken in den Fokus der E-Scooter Anbieter. Doch was ist mit Interessenten, die im ländlichen Bereich leben?
E-Scooter per Monatsmiete vom Versandhaus
Einen neuen Weg geht das Versandhaus Otto. Wie das Unternehmen am 16. Juli 2019 mitteilte, bietet das Versandhaus bundesweit E-Scooter zum Leihen an. Das Fahrzeug wird direkt an den Nutzer versandt. Vor allem für Nutzer, die nicht in einer Großstadt leben und die daher keine Sharing-Angebote in Reichweite haben, dürfte dies eine Alternative sein. Otto wirbt mit Festpreis statt Kosten im Minutentakt: 39 Euro soll eine Monatsmiete inklusive Versicherung zum Start kosten, Das sind also etwa 1,30 Euro pro Tag und damit liegt der Preis wesentlich günstiger als bei den bisherigen Sharing-Anbietern. Mit der Wartung des Fahrzeugs soll der Nutzer ebenfalls nicht behelligt werden: Das Versandhaus übernimmt die Instandhaltung des E-Scooters. Die ersten OTTO-NOW-Roller sollen Ende August verfügbar sein. Nach der Nutzung kann der E-Scooter wieder an Otto zurückgesandt werden. Mit dem Versandhaus erhält der umkämpfte Markt von E-Scooter Anbieter einen weiteren starken Konkurrenten. Doch wie lässt sich der Markt überhaupt analysieren?
Kennzahlen für die Nutzung von E-Scootern
Für Anbieter und Marktanalysten sind Kennzahlen von großer Bedeutung: So werden beispielsweise Standzeiten, Fahrten pro Tag, Flottengröße und mehr erfasst. Für die E-Scooter Anbieter ist es entscheidend zu wissen, wie häufig die E-Scooter bewegt werden. Auch verfügbare Fahrzeuge und der jeweilige Ladezustand können abgefragt werden. Doch für wie lange Strecken kommen die E-Scooter nun zum Einsatz? Die civity-Analyse legt die durchschnittliche Entfernung eines Fahrzeugs von vier Anbietern offen:
- VOI: 2,8 km
- Circ: 2,4 km
- Lime: 2,3 km
- Tier: 1,8 km
Das zeigt, dass vor allem für kürzere Strecken die Nutzung eines E-Scooters infrage kommt. Wer jedoch beispielsweise einen Fahrweg von etwa 15 km zur Arbeit hat, wird wohl kaum auf einen E-Scooter zurückgreifen – allein schon, weil das Fahrzeug auch regelmäßig aufgeladen werden muss.
Ist der Markt für Investoren interessant?
Welche Rolle E-Scooter künftig in deutschen Städten spielen werden, wird die Zukunft zeigen. Aktuell ist die mediale Aufmerksamkeit hoch und die E-Scooter Anbieter kämpfen um den Markt. Es dürfte jedoch eine Frage der Zeit sein, welche Anbieter sich auf Dauer durchsetzen und halten können. Interessierte Investoren sollten deshalb den Markt beobachten und analysieren, vor allem was die Nachfrage der Nutzer angeht. E-Scooter Anbieter, die regelmäßig mit technischen Schwierigkeiten kämpfen, werden sich wohl nicht dauerhaft behaupten können. Preisgestaltungen können sich noch verändern und weitere mögliche Abo-Modelle eingeführt werden. Interessant dürfte zudem sein, ob noch weitere große Anbieter, wie das Versandhaus Otto, in den Wettbewerb mit den bereits bekannten Sharing-Anbietern einsteigen werden.
Weiterführende Informationen finden Sie hier:
Informationen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur
Analyse von Civity Management Consultants